Waldkindergarten-Arbeitsgemeinschaft Niedersachsen-Süd
Anfrage zum Thema:
Extreme Wetterlagen im Wald (Sturm/Frost/Schnee)


Hallo, Waldkindergärten!

Ich wollte nur kurz ein paar Fragen stellen, weil ihr ja schon länger im Wald arbeitet als wir.

Gibt es eigentlich irgendwelche Richtlinien, an die man sich halten muss, wenn man im Waldkindergarten arbeitet? Sprich - was muss gemacht werden bei Sturm, wie geht man mit Frost oder jetzt mit dem Schnee im Wald um?

Hattet ihr das Thema evtl. schon mal auf einem Treffen? Bei uns stellt sich nämlich die Frage, wie gehen wir am besten damit um und wie kann man es den Eltern verständlich machen, dass es zurzeit z. B. im Wald zu gefährlich ist.

Unser Vorstand muss sich jetzt nämlich endlich mal Gedanken machen, wie er mit Notsituationen umgeht. Ich denke nämlich, dass es wichtig ist, die Eltern, wenn ihr Kind in die Einrichtung kommt, darüber zu informieren, was z. B. bei Sturm usw. gemacht wird. Denn es ist ja oft so, dass die Eltern gar nicht verstehen, dass es um die Sicherheit ihrer Kinder geht und wenn sie es von vornherein wissen, dann können sie sich hinterher nicht beschweren.

Wäre also schön, mal von anderen zu hören, wie sie es handhaben und ob es vom Gesetz her irgendwelche Vorschriften gibt. Denn ich denke, man kann solche Themen nicht vor sich herschieben und denken, dass schon nichts passieren wird.

Also, würd' mich freuen, von euch etwas zu dem Thema zu hören. Wir sind zurzeit nicht im Wald. Wir sind im Dorf bei der Feuerwehr untergebracht und machen das Dorf mit den Schlitten unsicher. So sind wir zumindest auch dort mal präsent und die Dorfbewohner sehen uns auch einmal.

Also bis dann liebe Grüße

Sandra vom Waldkindergarten Buchholz


Antworten:


Hallo Sandra!

Die gleichen Fragen wie Du haben wir uns auch schon gestellt.

Unser Baumbegutachter Christoph Götze sagte am vergangenen Wochenende, wir sollten momentan auf gar keinen Fall in den Wald, weil es zu gefährlich ist. Gerade im Kiefernwald ist die Gefahr von abknickenden Ästen zurzeit sehr groß.

Wir sind also diese Woche auch in unserem Schutzraum.
Leider wissen wir aber auch nicht, wie lange wir dort bleiben müssen und ab wann wir wieder in den Wald dürfen. Dana wollte heute noch mal Christoph fragen.

Liebe Grüße,

Julia (Waldkiga Meinersen)

An Andreas:
Andreas, wäre total lieb, wenn Du auch an uns die Antworten zu Sandras Fragen schicken könntest! Dann sind wir vielleicht schlauer! :-)

 


Hallo, Sandra!

Richtlinie ist natürlich, dass wir über einen Sturmraum verfügen müssen. Wann und wie er aufgesucht wird, liegt im Ermessen jeder Leiterin selber. Da wir für die Sicherheit der Kinder verantwortlich sind, möchte ich mir hier auch nicht reinreden lassen. Ich bin froh, dass ich selber entscheiden kann.

Die Waldarbeiter haben bestimmte Vorschriften, wann sie die Arbeiten im Wald einstellen müssen; das könnte eine Grundlage sein. Aber natürlich nur eine Grundlage, denn wir haben es schließlich auch mit dreijährigen Kindern zu tun.

Ich vertrete immer die Meinung: Wir sind zwar ein Waldkindergarten und natürlich überwiegend draußen - aber ich biete kein Überlebenstraining für Erwachsene an.

Wir kürzen bei diesem Wetter die Betreuungszeit im Wald ab und gehen, wenn es unerträglich wird, in unseren Sturmraum im Dorf. Unerträglich heißt, wir schauen halt hin, wie es den Kindern und uns geht. Beklagen sich zu viele, dass sie frieren, gehen wir zurück. Bewegen sich die Bäume so stark, dass ich Sorge haben muss, die Äste könnten abbrechen, verlassen wir den Wald, u.s.w.
Das besprechen wir immer zu Anfang mit den Eltern und hier mache ich auch sehr deutlich, dass ich nicht mit mir verhandeln lasse, denn noch einmal:

Ich trage die Verantwortung und muss, wenn etwas passiert, alles begründen können - und niemand anderes!

Waldkiga
Am Wehrgraben
Velber

 


Hallo Sandra,

aus meiner Erfahrung im Waldkindergarten Hämelerwald und jetzt im Waldkindergarten Wienhausen kann ich dir berichten:

Sturm: Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes beachten! Aber nicht nur bei Sturmwarnung kann der Wind regional so stark wehen, dass der gesunde Menschenverstand einen Aufenthalt im Wald verbietet. Eltern und Erzieher sollten sich im Vorfeld einigen, wer die Entscheidung trifft. Bei uns war es so, dass letztendlich die Erzieherinnen entschieden haben, in den Wald zu gehen oder lieber nicht. Gefährlich ist aber nicht nur der „Sturmtag“, sondern besonders auch der Tag danach, wenn Äste lose in den Bäumen hängen, eventuell Bäume sich gelockert haben und nun schief stehen, etc... Hier bietet sich eine Waldbegehung an, bevor man mit den Kindern wieder in den Wald geht.

Bei Sturm sollte sich die Gruppe auch nicht im Bauwagen aufhalten, wenn dieser direkt am/im Wald steht. Es könnten Bäume darauf stürzen. Für solche Tage ist der so genannte „Sturmraum“ als Aufenthaltsort gedacht. Ein solches Ausweichquartier muss ja zur Erlangung der Betriebserlaubnis für einen Waldkindergarten nachgewiesen werden.

Wir gehen auch jetzt in den Wald. Nach unserer Einschätzung ist dies nicht gefährlicher als sonst, besonders da der Wind die größte Schneelast von den Bäumen geschüttelt hat.

Für Frost gibt es meiner Erkenntnis nach keine gesetzlichen Vorschriften. Es ist Sache des Trägers, dies festzulegen. Bei uns können auch hier die Erzieherinnen selbst entscheiden. Einen Tag mit –16°, wie wir ihn zu Beginn des Jahres hatten, haben wir beispielsweise so gestaltet: Morgenkreis im Bauwagen, dann ca. 1 Std. raus zum Spielen oder rodeln, danach Frühstück im beheizten Bauwagen, dann wieder ca. 1 – 1 1/2 Std. raus, mit viel Bewegung(!), dann den Abschlusskreis mit eventuell einer etwas längeren Geschichte wieder im Bauwagen.

Auch hier ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt. Ein windstiller Tag mit –16° kann angenehmer sein, als ein Tag mit nur –2° und heftigem Wind!

Eine einheitliche Regelung, bis wie viel Grad minus man raus gehen kann, ist daher nicht sinnvoll.

Viel Spaß weiterhin! Dieser Winter ist herrlich, aber auch eine echte Herausforderung!

Gruß Barbara

 


Hallo Sandra,

ein interessantes Thema, welches Du da angesprochen hast.

Ich kann ja mal kurz erzählen, wie wir damit umgehen:

Also: Wir sind im Moment im Wald. Allerdings hauptsächlich am Bauwagen.

1. Weil unser Platz im Bereich des Staatsforstes liegt und regelmäßig "überprüft" wird.

2. Weil wir im Bauwagen (Heizung!) frühstücken.

Es steht sicherlich außer Frage, dass die Kinder super viel Spaß bei dem Wetter haben, aber wie Du schon schreibst, wir müssen das Wohlbefinden der Kinder im Auge behalten. Darum besuchen wir im Moment 1x die Woche ein Waldkind zu Hause. Morgen wieder - Donnerstag. Dann sind die Kinder am Ende der Woche auch nicht allzu erschöpft. Denn das Wetter strengt an.

Wie gehen wir mit anderen schwierigen Wetterlagen um?

- Bei Sturm (eigentlich Windstärke 8) gehen wir nicht in den Wald. Aber auch wenn es länger nicht gestürmt hat und eine große Gefahr von Astbruch hervor zusehen ist.

- Bei Gewitter (wenn es vorausgesagt wurde) und natürlich Unwetterwarnungen gehen wir ebenfalls nicht in den Wald. Wir haben in einem Dorf unserer Kommune (7 Ortsteile) einen Ausweichraum. Dort können wir uns ab 7.00 Uhr morgens anmelden und treffen uns dann dort, nehmen Spielmaterial, Bücher oder ähnliches mit und können dort den Vormittag verbringen. Dafür haben wir eine Notfallliste (Telefonkette).

Bewährt hat sich bei uns auch der Besuch von anderen Kindergärten. Wir pflegen einen lockeren Kontakt zu den Hauskindergärten und bekommen im Sommer auch ab und an Besuch von denen. Im Winter dürfen wir sie dann besuchen und den Waldkindern zeigen, dass es auch noch andere Kindergärten gibt.

Ich möchte hier nochmal das Buch "Der Waldkindergarten" von Ingrid Miklitz erwähnen. Sie schreibt in ihrem Buch u.a., dass bei diesem Thema das Landesjugendamt sowie die Forstbehörde Ansprechpartner sind bzw. auch Vorgaben haben. Das ist wiederum von Bundesland zu Bundesland verschieden.

Euch allen trotzdem weiterhin viel Spaß im schönen Winterwald mit Schneemann bauen, Iglu beziehen ,Vögel füttern, Schlitten fahren...............

Viele Grüße von den Waldameisen aus Hemmingen

Patrizia Deumeland-Hartmann

 


Hallo Sandra!

Da gibt es unterschiedliche Herangehensweisen, die ihr beachten könnt: Aufsichtspflicht, Niedersächsisches Waldgesetz, eigenes Ermessen (Sicherheit/ Unsicherheit bei unterschiedlichen Wetterlagen), Klimakunde, Ahnung von Bewuchs und Umweltbedingungen eures Waldkigas.

Wir kennen unser Gelände sehr gut, wissen ziemlich gut über die Tiere, Pflanzen und die Umgebung Bescheid. So sagen manche Vögel Wetterveränderungen voraus und wir können entsprechend reagieren. Unterschiedliche Wolkenformationen verkünden die Tageswetterlage vor Ort, das ist für uns oft besser und genauer als der allgemeine Wetterbericht.

Wir schauen jetzt in der Schneezeit nach Astbruch und von den stark betroffenen Gebieten halten wir die Kinder fern.

Wenn der Wind zu eisig ist, suchen wir geschützte Bereiche auf und Rehe weisen den Weg zu solchen Stellen. Oder wir nutzen eine Hütte. Im Bauwagen haben wir zur Not eine Gasheizung. Wir machen Feuer und als Wildnispädagogen machen wir es uns im Wald eh zu jeder Jahreszeit und bei fast jedem Wetter gemütlich.

Nur bei Sturm/Sturmwarnung für unser Gebiet, gehen wir ins Jugendzentrum.(Elternbenachrichtigungskette).

Wir schauen im Winterwald nach Spuren und beachten, welche Tiere sich wo aufhalten, um wenig Störungen zu machen und trotzdem möglichst viel von deren Verhalten mitzubekommen. Wir rodeln im Wald, machen Wildnisküche auf dem Lagerfeuer.

Bei uns sind derzeit nur die Schneewehen auf dem Hinweg zur Hütte ein Problem. Einige Elternautos befanden sich schon im Graben. So, dass wir derzeit einen weiteren Fußweg zum Kiga auf uns nehmen, damit die Eltern unbeschadet hin und zurück kommen.

Ich weiß nicht, ob dir unser Erfahrungsbericht weiter helfen konnte, ich denke, jeder Kiga hat ja auch noch seine eigenen Umweltfaktoren.

Liebe Grüße aus dem herrlichen Winterwald des Waldkindergarten Rehburg-
Loccum

Susanne

Ich finde, wir tanzen recht gelassen mit den Begebenheiten und für richtige Unwetternotfälle haben wir ja das Jugendzentrum, das haben wir derzeit nicht gebraucht!

 


Hallo, Sandra!

Ich habe Deine E-mail gelesen. Wir gehen wie folgt vor:

- An Sturmtagen sind wir in den Räumlichkeiten des Kinderschutzbundes untergebracht

- Bei extremen Witterungsverhältnissen, wenn der Wald nicht besucht werden kann (z. B. bei extremen Minusgraden; Glätte), sind wir entweder in den oben genannten Räumlichkeiten untergebracht, oder der Kindergarten ist geschlossen und ein Notdienst wird eingerichtet.

Auch bei Schulausfällen in unserem Landkreis schließen wir ebenfalls den Kindergarten! Auch hier bieten wir den Eltern einen Notdienst an. Da aus dem ganzen Auricher-Raum Kinder zu uns in den Wald kommen, ist diese Vorgehensweise für die Eltern verständlich.

Für beide Vorgehensweisen haben wir die Eltern auf einem Elternabend informiert und unser Vorgehen dementsprechend begründet.

Durch eine Telefonkette werden die Eltern entweder ein Tag zuvor, oder am frühen Morgen informiert.

So, ich hoffe, es hilft Dir ein wenig weiter.

Unsere Eltern kommen mit dieser Regelung gut zurecht. Die Notdienste werden kaum angenommen. Meistens regeln die Eltern auch schon untereinander, welches Kind welche Kigafamilie besucht (Kigakinder können so miteinander spielen). So sind z. B. bei Glatteis die Wege nicht zu lang, und eine Gefahr für alle Beteiligten minimiert.

Liebe Grüße aus Aurich
Heike

 


Liebe Waldkollegen,

soweit wir wissen, gibt es keine gesetzlichen Regelungen.
Bei Sturm (ab 7 bft) gehen wir nicht in den Wald. Bei uns ist es aber so, dass wir auch schauen, aus welcher Richtung der Wind kommt. Bei Westwind zum Beispiel merken wir kaum etwas.

Im Winter ist es so, dass wir ab gefühlten -10°C nicht mehr im Wald sind.

Was den Schnee bzw. die Schneelast auf den Bäumen betrifft, stehen wir immer in Kontakt mit dem Förster. Das klappt bei uns echt super.

Diese Regelungen bestehen schon seit fünf Jahren und haben sich bewährt.

Wir hoffen, wir konnten euch weiterhelfen.

Liebe Grüße,

Christiane und Annett vom Waldkindergarten Bad Nenndorf!

 


Windstärken

Beaufort 

m/s 

km/h 

Beschreibung 

Wirkung an Land 

 0

 0 - 0,2 

 0 - 1 

 windstill

Luft steht, nichts bewegt sich, Rauch steigt senkrecht nach oben 

 1

 0,3 - 1,5 

 1 - 5,9 

 leiser Zug 

kaum spürbar, leichtes Säuseln der Blätter, Rauch wird etwas abgelenkt

 2

 1,6 - 3,3 

 6 - 11,9 

 leichte Brise

Blätter rascheln, Wind wird spürbar

 3

 3,4 - 5,4

 12 - 19,9 

 schwache Brise  

Blätter und dünne Zweige bewegen sich, Wimpel stellen sich auf, Fahnen flattern sichtbar 

 4

5,5 - 7,9 

 20 - 28,9

 mäßige Brise 

Zweige bewehen sich, loses Papier und Blätter werden vom Boden aufgehoben 

 5

 8,0 - 10,7  

 29 - 38,9

 frische Brise 

Größere Zweige bewegen sich, Bäume wiegen sich im Wind, deutlich hörbarer Wind 

 6

 10,8 - 13,8 

 39 - 49,9 

 starker Wind 

Dicke Äste, große Bäume bewegen sich, Wind beginnt z. B. an Drahtseilen zu pfeifen 

 7

 13,9 - 17,1 

 50 - 61,9 

 steifer Wind 

Bäume beginnen zusehends zu schwanken, beim Gehen deutlicher Widerstand gegen den Wind 

 8

 17,2 - 20,7 

 62 - 74,9 

 stürmischer Wind 

Große Bäume schwanken, erste Zweige brechen ab, erhebliche Behinderungen beim Gehen, klappernde Fensterläden an den Häusern, 

 9

 20,8 - 24,4 

 75 -  88,9

 Sturm 

Äste brechen ab, erste kleinere Schäden an Häusern möglich, Ziegel werden angehoben, Gartenmöbel werden umgeworfen, Baugerüste schwanken teils erheblich, unbefestigte Kleingegenstände werden bewegt oder umgeworfen. erheblich starke Behinderung beim Gehen, Lastwagen und Anghänger werden bei Seitenwindböen aus der Spur geworfen

 10

 24,5 - 28,4 

 89 - 102  

 schwerer Sturm

Bäume werden entwurzelt, Baugerüste können umfallen, Gartenmöbel werden weggeweht, größere Schäden an Häusern, Lastwagen oder Anghänger können durch Seitenwindböen umgeworfen werden.

 11

 28,5 - 32,6 

 103 - 117 

 orkanartiger Sturm 

schwere Sturmschäden zu erwarten, in Wäldern großflächiger Windbruch möglich, Dächer werden abgedeckt, Gehen nahezu unmöglich, Autofahren lebensgefährlich, größere Schäden an Häusern, Verkehrsschilder und Ampelanlagen können beschädigt werden. 

 12

32,7 - 36,9

 118 - 133

 Orkan

Schwerste Schäden an Häusern, Wäldern und im Verkehr. Aufenthalt im Freien lebensgefährlich, auch schwere unbefestigte  Gegenstände werden mitgerissen. mitgeschleift.


Verantwortlich f. d. Gestaltung: Andreas Niesel, Sehnde, eMail: a.niesel@t-online.de